Vor 40.000 Jahren schufen die Eiszeitkünstler auf der Schwäbischen Alb in den Höhlen des Ach- und Lonetals einzigartige Kunstwerke aus Mammutelfenbein. Auch die ältesten Musikinstrumente haben wir ihrer Fingerfertigkeit zu verdanken. Nirgendwo auf der ganzen Welt wurden bisher ältere Kunstgegenstände und Musikinstrumente gefunden.
Heute können Sie im Ach- und Lonetal das Leben der Eiszeitmenschen hautnah erleben und ihre Kunstwerke im Original sehen. Lassen Sie sich inspirieren und tauchen Sie ein in das Reich der Eiszeitkünstler. Besuchen Sie das UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ und erwecken Sie den Eiszeitkünstler in Ihnen zum Leben!
Vogelherdhöhle
Die Vogelherdhöhle in Niederstotzingen-Stetten gilt als eine der reichsten Fundstätten im UNESCO-Welterbegebiet
Die Höhle lag strategisch ideal auf einem Felssporn 20 Höhenmeter oberhalb der Lone und eröffnete einen perfekten 180°-Blick über den Talverlauf, der hier einen kleinen Knick beschreibt. Über 100 000 Jahre lang bot die Höhle mit ihren drei Zugängen unseren Vorfahren Behausung und Zuflucht. Von dieser sicheren und trockenen Position aus konnten sie bereits von weitem Tiere oder Gefahren erkennen, auf die Jagd gehen und als mobile Verbände ihren Beutetieren hinterher ziehen.
So hinterließen die Bewohner über viele tausend Jahre hin Schicht für Schicht der Nachwelt einzigartige Schätze und machten die Vogelherdhöhle zu einer der bemerkenswertesten Grabungsstätten der menschlichen Urgeschichte.
Die Funde - Ein kulturhistorischer Schatz von Weltrang
Die Vogelherdhöhle weist ein reiches Inventar an Steinwerkzeugen und Elfenbein- und Geweihgeräten auf. In den Nachgrabungen kamen zahlreiche Schmuckobjekte und Fragmente von Flöten zu Tage, die zu den ältesten der Welt gehören. Die einzigartigen Tierplastiken aus dem Aurignacien bestechen nicht nur durch ihre Ästhetik und ihre handwerkliche Perfektion, sie sind auch die ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit. Elf Figuren fand bereits Gustav Riek 1931, fünf weitere und zahlreiche Fragmente konnten in den Nachgrabungen von 2005 bis 2012 unter der Leitung von Nicholas Conard hinzugefügt werden.
Eine der fünf Figuren aus der Nachgrabung von Nicholas Conard ist das berühmte Mammut vom Vogelherd. Die nur wenige Zentimeter große vollplastische Figur eines Mammuts zeugt mit ihrem Detailgrad nicht nur von den außerordentlichen handwerklichen Fähigkeiten des modernen Menschen, sondern auch von seiner einzigartigen Schaffenskraft. Die Entdeckung dieses vollständig erhaltenen und 40.000 Jahren alten Kunstwerk war eine wissenschaftliche Sensation, die die Vogelherdhöhle als eine der Fundstellen der ältesten figürlichen Kunst der Menschheit weltweit bekannt machte.
40.000 Jahre alte, überaus aufwändig gefertigte Kunstwerke, die keine alltagspraktische Funktion hatten. Waren sie Schmuck? Eine Ehrerweisung an die Tiere? War ihr Sinn die Bannung von Ängsten? Oder symbolisierten sie Gruppenzusammengehörigkeit und Identität? Die genaue Bedeutung der Figuren für unsere Ahnen wird wohl ein Geheimnis bleiben. Ihre Schönheit können wir allerdings unmittelbar erkennen.